Geschichtenerzählen
Am 20.3.2020 war Weltgeschichtentag. An diesem Tag werden weltweit zu einem bestimmten
Thema Geschichten erzählt. In diesem Jahr stand das Thema „Reisen“ im Mittelpunkt der
Veranstaltungen und als Gründerin der Storybox München hatte ich einen Erzählabend in der
Jurte des „Gans am Wasser“ im Westpark geplant. Doch die Veranstaltung wurde abgesagt, wie
auch das Reisen und viele weitere Veranstaltungen. Spontan startete ich so zum
Weltgeschichtentag den Podcast AndereGedanken. https://www.storybox-muenchen.de/foerdern/
Er sendet seitdem kurze Folgen mit Miniaturgeschichten, die vertont und musikalisch untermalt
werden. Es sind Erzähler*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu Gast und der
Podcast kann inzwischen auf über 7000 Klicks und 45 Folgen zurückschauen.
Homepage
https://www.momoheiss.de/home/podcast-anderegedanken/
Die Geschichten, die dort zu hören sind, werden nicht vorgelesen oder auswendig vorgetragen.
Sie sind frei erzählt. Das heißt, sie werden aus der bildlichen Erinnerung gespeist und entstehen
dadurch bei jedem Erzählen wieder neu aus dem Moment heraus. So fanden die Geschichten
ursprünglich ihren Weg von Mund zu Ohr und von Ohr zu Mund – und so tuen sie es heute wieder.
Denn diese Art des freien Erzählens von Geschichten erlebt derzeit eine Renaissance. Weltweit
gibt es wieder Erzählende, die auch gegenseitig gut vernetzt sind. Manche von Ihnen machen das
freie Erzählen zu ihrem Beruf. Sie sind auf Bühnen und auf Festivals zu hören und geben
Workshops und Seminare. Es gibt Berufsverbände, Ausbildungen und länderübergreifende
Organisationen. 2016 wurde das freie Erzählen von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe
aufgenommen.
Geschichten inspirieren, sie tragen den Hörer in seiner Fantasie auf innere Reisen, die Fragen und
Antworten bereit halten. Sie sind mit dem Sinn des Lebens beschäftigt, mal nachdenklich, mal
lustig, mal dramatisch und manche Geschichte wird prägend, wenn sie das Herz des Zuhörenden
wirklich berührt.
Werden Geschichten live erzählt, liegt der Zauber in dem authentischen Kontakt zwischen den
Zuhörenden und den Erzählenden. Sehr oft durfte ich erleben, wie das Publikum nach einem
Erzählabend gar nicht aufstehen möchte, sondern in dieser gemeinschaftlichen Atmosphäre
sitzen bleibt und sich über das Gehörte austauscht. So oft schaute ich in glänzende Augen,
besonders von Erwachsenen. Sie erzählen mir, wie schön es für sie ist, wieder erzählt zu
bekommen, authentisch, frei, von Herz zu Herz. Ich setze mich oft nach Veranstaltungen eine
Weile ins sitzengebliebene Publikum, um den Erzählabend ausklingen zu lassen.
Wunderbar ist es auch für drei Generationen zugleich zu erzählen und so Erwachsene und Kinder
im gleichen Maße zu erreichen.
Bis das wieder in gewohnter Form stattfinden kann, können die Podcastgeschichten vielleicht ein
wenig Ersatz bieten, doch sie zeigen mir auch etwas anderes: Manche Geschichten eignen sich
insbesondere für das Audio-Format. Es sind die Geschichten, die„ins Ohr geflüstert“ eine
besonders große Tiefe erreichen.
Hier geht es zu dem Podcast andere Gedanken auf SoundCloud.
Die Geschichten des Podcasts sind an erwachsene Hörer*innen gerichtet, es gibt jedoch auch
eine Playlist für Familien und mithörenden Kindern ab sieben Jahren.
Der Podcast ist auf Spenden angewiesen. Spendenempfehlung 0,50 € bis 1,- € pro gehörter
Folge.
AndereGedanken ist auch auf Spotify, Deezer und Apple Music zu finden und sucht langfristig
nach Förderung.