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PAS – Parental Alienation Syndrome

Seit zwei Jahren ist in Deutschland Eltern-Kind-Entfremdung (endlich) auch von der Bundesrepublik anerkannt. Was bedeutet das konkret?
In Deutschland werden mehr als 50.000 Kinder jährlich von einem Elternteil so sehr manipuliert, dass diese das andere Elternteil nicht mehr sehen wollen. Meistens sind das die Eltern, bei denen die Kinder leben. Das Verhalten des manipulativen Elternteils ist dabei darauf gerichtet, das Vertrauen des Kindes in das andere Elternteil zu zerstören. Wie das gelingen kann, zeigt eindrucksvoll der prämierte Film „Weil Du mir gehörst“, der u.a. in der Mediathek der ARD abrufbar ist.
Viele Kinder sind zum Teil ihr Leben lang, zumindest viele Jahre, nicht in der Lage, sich aus diesem System zu befreien. Sie sind oft nicht in der Lage, langfristige Bindungen einzugehen. Und sie wachsen häufig zu Erwachsenen heran, die dann auch ihre eigenen Kinder manipulieren. Das ist genau so wie bei den vielen Kindern, die andere Gewalterfahrungen oder Missbrauch erleben mussten und dann diese erlebte Gewalt weiter geben
Woran liegt das?
Deutschland gehört zu einem der wenigen Länder, in denen Kinder typischerweise nach einer Trennung bei einem Elternteil leben und das andere Elternteil Unterhalt zahlt und einen gewissen Umgang pflegen kann. Das nennt man Residenzmodell. Es stammt aus der Mottenkiste des 19. Jahrhundert als eben Männer arbeiteten und Frauen die Kinder hüteten.
Das bedeutet für das Elternteil in dem das Kind wohnt, dass es sich von diesen Unterhaltszahlungen abhängig macht. Damit steigt dort auch massiv die Angst davor, das Kind zu „verlieren“.
Damit wird automatisch zwischen den Eltern ab Trennung ein massiver Konflikt geschürt und forciert. Gerichte werden bemüht, Anwälte bezahlt, Helferinnen wie Jugendarbeitsmitarbeiterinnen, Lehrerinnen und Erzieher beeinflusst. Oft ist das ein jahrzehntelanges Drama.
Die Kinder stecken zwischen den Mühlsteinen Mama und Papa (bei gleichgeschlechtlichen Paaren Mama 1 und Mama 2 oder Papa 1 und Papa 2). Sie lieben in aller Regel nach wie vor beide Elternteile. Sie fühlen sich häufig schuldig an der Trennung.
Und da schlägt die Falle Parental Alienation Syndrome zu:
Das Kind hat schon ein Elternteil verloren (weil es z.B.) „bei der Mama lebt“ hat es den Papa verloren. Mama hat eventuell einen neuen Partner und Papa ist weit weg. Mama fürchtet, dass Papa die Tochter einkassieren könnte, weil es begeistert von den Besuchen beim Papa erzählt.
Nun muss (im Beispiel Mama) dafür sorgen, dass das Kind „sicher“ bei ihr bleiben kann. Und da findet leider die Fantasie und zunehmende Angst dieser Elterteile keine Grenzen. Es gibt sogar Internetforen, in denen sich Alleinerziehende austauschen um den Zustand „Kind wohnt bei mir“ zu erhalten.
Wo kommt das her?
Im deutschen Rechtssystem werden Vater und Mutter gegeneinander ausgespielt. Warum das?
Die Unterhaltszahler werden in Deutschland verpflichtet bis zu 48 Stunden wöchentlich zu arbeiten um den Mindestunterhalt zu zahlen. Sie leben dann unter den Pfändungsfreigrenzen. Aber sie erhalten keine Unterstützungsleistungen. Wenn sie auch das nicht schaffen, werden sie strafrechtlich verfolgt. Jedenfalls aber finanzieren sie dem andren Elternteil die Kinder. Praktischerweise muss daher die Bundesrepublik nicht die Trennungskosten berappen.
Der andere Elternteil ist praktischerweise finanziell am unteren finanziellen Rand der Gesellschaft soweit versorgt, dass er auch nicht die Kosten der Trennung mitbezahlen muss. Er sitzt aber auch in dieser Falle, weil die finanziellen Ressourcen knapp sind. Politiker sämtlicher Couleur besingen das ankommen.
Oft ist dem entfremdenden Elternteil die Motivation für das Entfremden gar nicht bewusst. Es kann, wie oben dargestellt, finanzieller Natur sein. Aber auch gegenseitige Verletzungen, alles andere was in der Partnerschaft aufgestaut war, kann eine Rolle spielen.
Damit schließt sich ein Teufelskreis aus gegenseitigen Vorwürfen und Ängsten der Partner, die sich ehemals geliebt hatten und eigentlich das Beste für ihre Kinder wollten und wollen: Der zahlende Elternteil arbeitet sich an der Armutsgrenze auf und glaubt nicht, dass seine Zahlungen beim Kind ankommen und dass er zu wenig Kontakt hat und der andere Elternteil muss am Rand der Armutsgrenze oder sogar darunter für das Kind sorgen.
Was kann getan werden?
Fortschrittliche Nationen (in der EU längst die Mehrheit) setzen einfach die guten und längst bestehenden EU-Regeln um. Sie lassen nach der Trennung die Kinder von beiden Eltern weiterhin betreuen (Doppelresidenzmodell). Finanziell gibt es wenig Ausgleichszahlungen der Ehepartner untereinander aber sinnvolle staatliche Leistungen an bedürftige Elternteile. Beide Eltern lösen soweit wie möglich auf Augenhöhe und ohne staatliche und richterliche Einflüsse die Konflikte. Beide Elternteile verfolgen ihre beruflichen und privaten Ziele. Erstaunlich ist nur, dass die Bundesrepublik, die gern den Lehrmeister der andren Nationen spielt diese EU Regelung nicht umgesetzt hat und trotzdem nicht sanktioniert wird.